Schwäbisches TagblattNeunzehn fragende Augenpaare sind auf Gudrun Nopper, die Leiterin des Knigge-für-Kids Kurses gerichtet. „Heutzutage sagt der, der genossen hat, ,Entschuldigung‘“, weiß Anja, die mit ihrer Schwester Lisa am Benimmkurs teilnimmt. Diese und ähnliche Fragen werden den Kindern im Laufe des Vormittags spielerisch nahe gebracht. Gudrun Nopper, selbst Mutter von zwei Kindern, bietet solche Kurse seit einem Jahr regelmäßig an. Die Nachfrage ist groß, in kurzer Zeit waren alle 20 Plätze an Sieben- bis Zwölf-Jährige vergeben. „Ich arbeite besonders gerne mit Kindern, da kann man was bewegen“, meint die zertifizierte Knigge-Expertin. „Der Kurs soll keine Kritik an den Müttern sein, aber die Kinder hören einer Fremden einfach besser zu.“
Die Zwillinge Alexander und Maximilian haben den Gutschein von ihrer Mutter zu Weihnachten bekommen. Auf die Frage, ob sie Spaß haben, meint Maximilian mit breitem Grinsen: „Etwas“. Sein Nebensitzer zieht derweil beide Ärmel durch die Spaghettisauce.

Die meisten Kinder haben den Kurs-Gutschein unterm Weihnachtsbaum gefunden. Großmütig gesponsort von ihren Großmüttern, denen das Benehmen ihrer Enkel besonders am Herzen liegt. So lernen die Kinder am Donnerstagmorgen im Restaurant „Museum“ unter anderem was Taktgefühl bedeutet. „Wenn einer eine riesige Nase hat, braucht man nicht laut Pinocchio zu rufen“ erklärt die Benimm-Lehrerin. „Takt kennt die Wahrheit, nennt sie aber nicht.“ Einige ihrer Schüler waren am Morgen noch skeptisch. „Mein Papa hat mich einfach angemeldet“, erzählt Florian. Nach anfänglich schüchternem Getuschel lockert die Stimmung aber bald auf. Ausgelassen lachen und erzählen die Schüler, sie haben großen Spaß, etwas Neues zu lernen. „Jedes Kind hat eine Geschichte zu erzählen“, weiß Nopper.

Nachdem die Kinder den Tisch selbst professionell, lediglich etwas chaotisch, eingedeckt haben, wird eifrig diskutiert: „Wer sitzt wo?“ Im Rollenspiel findet schließlich jeder seinen Platz: Die Gastgeber sitzen neben den Ehrengästen, die Damen gegenüber den Herren. Jeder hat eine Vielzahl an Gläsern und Bestecken vor sich.

Überraschend wussten die meisten Kinder schon vorher viele der Benimmregeln. „Man hält die Tischrede zwischen Vorspeise und Hauptgang“, erklärt Lisa. Da ein etwas unruhiger Kandidat immer wieder aus dem feinen Rahmen fällt, können die übrigen Jungs mit guten Manieren besonders glänzen.

Gegen Ende kehrt Unruhe ein, man merkt, dass die Konzentration nachlässt. Mit Engelsgeduld erklärt Nopper die Tischregeln aber auch mehrfach. „Ich habe beim Weihnachtsfest ein Drei-Gänge-Menü gewonnen“, erzählt der mit sieben Jahren jüngste Teilnehmer Pascal. Dabei bekommt er sicher die Möglichkeit, zu zeigen, was er gelernt hat.

Mit dem abschließenden Knigge-Quiz verdienen sich die Kinder ihr Knigge Diplom. Nach der Vergabe fragt Nopper in die Runde, was den Teilnehmern am besten gefallen hat . Fast alle sind sich einig: das Quiz! Unklar ist noch, ob die kleinen Erwachsenen noch vor ihrem nächsten Knigge-Kurs tatsächlich einmal in die Verlegenheit kommen, zwischen dreierlei Gabeln zu wählen.

Katharina Mann/Nina Kopp
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